Um es mal ein wenig abgewandelt mit den Höhnern auszudrücken. Weihnachten ist ein Gefühl. Und viele werden mir zustimmen: Nicht immer ein Gutes. Dieses Jahr muss ich jedoch sagen: Es hat joot jejange. Nee, jetzt hör´ich auf mit den Pseudokölschem Geschwafel, versprochen. Also lieber Klartext.
Zittern vor Heiligabend
Dieses Jahr, wie auch schon 2020, waren die Tage vor Weihnachten echt spannend. Wir Erwachsenen waren rechtzeitig vor Weihnachten geboostert worden. Und auch K2 hatte endlich die erste Impfung erhalten können. Nichtsdestotrotz wussten wir genau, bis kurz vor knapp konnte uns ein Anruf oder Email vom Gesundheitsamt, Kiga oder Schule mit der Nachricht einer Covid-Infektion im direkten Umfeld erreichen, die all unsere Pläne über den Haufen geworfen hätte.
Am 22.12. ging es zum Beispiel der besten Freundin meiner Tochter so, deren Ethikgruppe in der Grundschule einen Fall der Omikron-Variante hatte und die zusammen mit den anderen Kindern bis 29.12.21 in Quarantäne beordert wurde, kein Freitesten nach 5 Tagen möglich.
Wir bangten also. Am 23.12. kam der letzte Pooltest der Grundschule für dieses Jahr. Ich hatte Trommelwirbel im Kopf als ich den Link klickte. NEGATIV – kein Coronaverdacht in der Klasse. Puh. Aufatmen. Am 24.12. wurde es nochmal maximal spannend, als wir auf die Ergebnisse der heimischen Schnelltests warteten, aber dann fiel der Startschuss. Oma und Opa durften kommen!
Die Prioritäten ändern sich
In Zeiten von Corona hatten sich die Prioritäten gewaltig geändert. Waren in den Jahren davor meine größten Sorgen vorm Fest noch gewesen, dass wir alle Geschenke rechtzeitig ergattern und einpacken konnten und die Pute am 1. Feiertag im Ofen nicht zu trocken wurde, wollten wir dieses Jahr einfach nur, dass wir gemeinsam mit meinen Eltern feiern konnten.
Was sonst immer absolut selbstverständlich war, war dieses Jahr zum zweiten Mal großes Glück. Ich kann auf vieles problemlos an Weihnachten verzichten. Auf Dinge, auf Weihnachtsfeiern (sehr gern sogar) auf echt vieles…aber auf meine Eltern definitiv nicht.
Tatsächlich haben wir festgestellt, es ist wesentlich stressfreier nicht mit den beiden Jüngsten zur Christmette zu gehen, wo sie sich laut gesellschaftlicher Vorstellungen einigermaßen ruhig verhalten sollen, obwohl sie vor Spannung fast platzen. Und auch der Weihnachtsmarktbesuch und das Plätzchenbacken mit zwei eng befreundeten Familien, der heuer wieder ausfallen musste, war zwar traurig und wurde vermisst, aber wir versuchten es positiv zu sehen. Verschaffte er uns an den Adventswochenenden schließlich mehr Zeit für Anderes.
Abspecken vor Weihnachten?
Ja, das macht Sinn. Jedenfalls wenn es sich dabei um Aufgaben abspecken handelt. Das habe ich dieses Jahr versucht. Bis zur Vollendung hat es noch nicht gereicht, aber wir haben schon vieles unter den Tisch fallen lassen.
8 Sorten Plätzchen backen und dafür bis ans Ende der Belastbarkeitsgrenze gehen? Nein, danke. Wir haben es heuer bei zwei Sorten Plätzchen und einer Ladung gebrannter Mandeln belassen.
Und durch schlaues Mamanetzwerk einen lukrativen Plätzchendeal ausgehandelt. Wir haben doppelte Menge Ausstecherle gebacken und die andere Mama doppelte Menge Schokoplätzchen und haben dann der anderen Familie jeweils die Hälfte gegeben. Kann ich nur empfehlen!)
Die ganze Bude vor Weihnachten penibelst durchputzen? Haben wir nicht mehr geschafft, sondern nur das laufende Geschäft erledigt und eben entsprechend Platz für den Christbaum geschaffen, hat völlig ausgereicht.
Weihnachtskarten und Päckchen gehen bei uns schon seit Jahren meist erst zwei Tage vor Weihnachten raus. Die Karten dieses Jahr sogar erst einen Tag. Der Unterschied war, dass ich mich jedesmal tierisch drüber ärgerter, warum zum Henker, ich das denn wieder nicht pünktlich geschafft hatte. Hab ich mir dieses Jahr gespart. Und ich kann Eich verraten. Das war gut so. Und tatsächlich kamen Geschenke und Karten sogar rechtzeitig an! (Danke an all die lieben Helferlein des Christkinds bei Post und den Paketdiensten an dieser Stelle!)
Am Tag vor Heiligabend holten mein Göttergatte und ich unsere Mittlere von der Grundschule ab, wo auf dem Pausenhof noch ein Riesenflashmob zu „Last Christmas“ stattfand.
Und ratet mal wer so geheult hat vor Rührung und gleichzeitig Trauer (dass all das aus natürlich aus Hygiengründen mit Maske stattfinden musste und überhaupt Pandemie ist und allgemeiner Weltschmerz einfach)
Letztes Jahr hätte ich danach noch panisch versucht, irgendwas versäumtes aufzuholen, Last-Minute-Einkäufe gemacht und wäre komplett unter Strom gestanden. Dieses Jahr, habe ich mit meinen Kindern einen Goofy-Weihnachtsfilm geguckt und auf der Couch gekuschelt, bin dann zum Sport und abends in die Wanne.
Der große Tag angenehm entspannt
Kurz und gut. Wir waren ewig im Schlafanzug. Die Mädels schmückten den Tannennbaum im Wohnzimmer komplett eigenständig und ich ließ sie gewähren, korrigierte kein Lametta und freute mich von Herzen über das strahlende Ergebnis und die stolzen Kindergesichert.
Wir guckten pädagogisch wenig wertvoll seeeehr viel Weihnachtliches im Fernsehen und als die Kinder nachmittags partout nicht raus wollten, weil sie gerade ein Katzenvideo mit „Elinor der Stoffkatze“ drehten, ließen wir heuer sogar den Besuch bei der Polizeiwache ausfallen, wo wir sonst Süßes vorbeibrachten und frohes Fest wünschten. Dafür gab es Omas Plätzchen, selbstgemachten Kinderpunsch und Tomte Tumetott von Oma gelesen.
Bei der Bescherung rissen alle fröhlich durcheinander ihre Geschenke auf. Es blieb trotzdem Zeit für Gemeinsamkeit. Mein Bonuskind war noch bei seiner Mama, aber mein großer Teenie verbrachte ungefährt doppellt so viel Zeit mit uns an einem Tag, wie sonst in einer ganzen Woche und es war einfach schön und entspannt.
Nach der Bescherung aßen wir und die Kinder probierten begeistert die neue Carrerabahn aus, während unser Teenie sich in seine heiligen Hallen zurückzog um zu chillen. Wir quatschten noch ein Weilchen und als meine Eltern sich verabschiedeten, testeten wir noch ein neues Brettspiel der Mittleren.
Es geht lecker und gemütlich weiter
Am nächsten Tag gab es noch ein gemeinsames Festessen bei uns: Pute nach kanadischem Rezept mit Steckrübenauflauf, süssen Möhrchen mit Mandarin-Orangen, Cranberrysosse und Frischkäse-Kartoffel-Stampf. Es war der Hammer. Die eher wählerischen Jüngsten, aßen lieber Reste von Heiligabends Knöpfle mit Sosse.
Das Kochen übernahm zum Großteil mein Mann. ich war nur für die Füllung der Pute und das rechtzeitige Beträufeln mit Brühe alle Stunde zuständig. So konnte ich sogar noch kurz zum Sport, zwischen Panda Drum spielen und Vorlesen mit den Kids und war total entspannt, als meine Eltern und mein Bonuskind mittags kamen. Schließlich braucht so ein Vogel mal eben geschmeidige dreieinhalb Stunden, um gar zu werden und muss dann auch noch ruhen. Gegen eins als uns der Magen schon in den Kniekehlen hing war es endlich soweit.
Wir schlemmten alle gemeinsam und quetschten uns um unseren Tisch, der für acht Leute schon eher sehr kuschelig ist. Es war wirklich toll und ich werde es sicher in Erinnerung behalten. Das war mein absolutes Weihnachtsgefühl. Ich war so froh, alle um mich herum zu haben, trotz der widrigen Umstände. Das machte es dieses Jahr irgendwie noch schöner als sonst.
Nach dem Essen machte ich mit meinen Eltern noch einen kurzen Spaziergang im Nieselregen. Die anderen konnten sich nicht aufraffen und auch wir hielten nur eine kurze Runde durch. Als die beiden sich nach Hause verabschiedeten, legten wir uns alle auf die Couch und gammelten eine Runde vor uns hin.
Die Kinder spielten ein wenig, wir lasen, spielten noch mehr auf den Panda Drums und waren einfach herrlich faul. Abends gab es Reste auf der Couch wo wir gemeinsam „Santa Buddies“ guckten (nicht gerade ein Highlight der Filmgeschichte, aber wir haben viel gelacht und das war die Hauptsache)
Es war einmal ein Weihnachtsfest mitten in Pandemie…
dem alle mit Sorgen entgegen gesehen hatten und es wurde gut. Mehr als das es wurde phantastisch. Es wurde ein Gefühl. Und während ich hier in Jogginghose und Weihnachsshirt sitze. Ja, davon besitze ich viele…wünsche ich Dir frohe Weihnachten und wenn es bei Dir dieses Jahr nicht geklappt hat mit dem Zusammensein der Familien, fühl Dich ganz doll gedrückt und glaub an den Geist der zukünftigen Weihnacht. Ja, sorry …zu viel Charles Dickens´Weihnachtsgeschichte geguckt. Ich geh jetzt noch ein paar Plätzchen naschen und vielleicht „Drei Nüsse für Aschenbrödel“ mit den Kindern schauen. Over and out.