Kinder mit AuDHS (Autismus und ADHS) erleben Anforderungen oft anders als neurotypische Kinder. Was für Außenstehende wie „Unwilligkeit“ wirkt, ist häufig ein Schutzmechanismus: Demand Avoidance. In diesem kurzen und knackigen Blogartikel schauen wir uns an, was hinter diesem Verhalten steckt, welche typischen Beispiele es gibt und wie wir pädagogisch sinnvoll reagieren können.

AuDHS – was ist das?
Autismus und ADHS gehen häufig Hand in Hand und ergeben ein sehr komplexes Gesamtbild an Symptomen und Besonderheiten. So eben auch bei der Anforderungsvermeidung.
Kinder mit AuDHS haben besondere Wahrnehmungs- und Regulationsmuster. Sie reagieren sensibler auf Reize, soziale Erwartungen und Kontrollverlust.
AuDHSler*innen erleben Anforderungen oft anders als neurotypische Kinder. Was für Außenstehende wie „Nicht wollen“ wirkt, ist häufig ein Schutzmechanismus und damit ein „In dem Moment nicht können“: Demand Avoidance. In diesem Artikel schauen wir uns an, was hinter diesem Verhalten steckt, welche typischen Beispiele es gibt und wie wir pädagogisch sinnvoll reagieren können.
In der Anforderungsvermeidung („Demand Avoidance“) geht es wie gesagt um eine Schutzreaktion des Nervensystems. Der Kontrollverlust durch die Anforderung wird als bedrohlich eingestuft und daher um jeden Preis vermieden. Mit Faulheit, Verwöhnheit etc. hat das nichts zu tun, auch wenn es den Kindern und ihren Eltern oft unterstellt wird.
Viele pädagogische Kräfte oder Eltern reagieren auf die Vermeidung mit einer Erhöhung des Drucks, mit Strafen, Lautwerden etc. Das ist nur leider völlig kontraproduktiv. Den steigt der Druck, steigt entsprechend auch der Stress und verhindert, dass sich das Nervensystem wieder reguliert.
Mögliche Ursachen für die Demand Avoidance
Die Anforderungsverweigerung kann durch vermeintliche Kleinigkeiten ausgelöst werden. Die häufigsten Auslöser sind folgende:
- Stress durch soziale Erwartungen oder unklare Regeln.
- Gefühl von Kontrollverlust → Widerstand oder Rückzug.
- Neurobiologische Faktoren: erhöhte Sensitivität für Reize und Unsicherheit.
Beispiele aus dem Familien- und Betreuungsalltag
„Zieh´Dir bitte die Schuhe an, Schatz, wir müssen los!“, „Räum bitte die Bauecke auf, bevor Du woanders spielen gehst!“ „So, jetzt musst Du dich noch schnell kämmen und dann geht´s ab ins Bett!“
Diese stinknormalen Sätze aus dem Alltag, die einen starken Aufforderungscharakter haben, auch wenn sie grundsätzlich freundlich formuliert sind, können ausreichen, um einen extremen Widerstand im Kind auszulösen. Das Gefühl, keine Kontrolle über die eigenen Belange zu haben, der Stress den die Erwartungen der Bindungsperson auslösen, versetzen das Nervensystem in Aufruhr.
Es fühlt sich für das Kind nicht an, wie eine alltägliche Bitte, sondern ein Befehl, der bedeutet es gibt die Kontrolle ab und stellt damit eine realistische Bedrohung dar. Entsprechend reagiert das Kind, wie es unser Körper für gefährliche Situationen vorgesehen hat: Mit dem Fight, Flight or Freeze Modus (in einigen Fällen auch mit „Fawn“ dem Beschwichtigen)
Praktische Impulse für den Alltag
- Aufgaben in kleine Schritte zerlegen.
- Humor & Kreativität nutzen.
- Sicherheit durch klare, vorhersehbare Abläufe schaffen.
- Pausen und Rückzugsmöglichkeiten respektieren.
- Wenn nötig auch Aufgaben übernehmen, die es gewöhnlich schon schafft, aber gerade nicht bewältigen kann

Wichtig ist für uns egal ob als Eltern oder Pädagog*innen, zu verinnerlichen:
Anforderungsvermeidung ist kein „Nicht wollen!“ sondern ein gerade „Nicht können“ und die Kinder brauchen unsere achtsame Begleitung statt Druck oder gar Strafen. Und Beziehung geht immer vor Erziehung! Denn Kinder mit Demand Avoidance brauchen unbedingt verlässliche Bindungspersonen, die ihnen helfen, diese Herausforderung zu bewältigen.
Das Verhalten des Kindes zeigt uns viel über seine tiefsten Bedürfnisse und hilft uns, es besser zu verstehen, wenn wir uns nur darauf einlassen und veraltete Bilder vom kleinen Tyrannen ablegen.
Mit Verständnis, Flexibilität und kreativen Lösungen können wir ihnen helfen, Anforderungen besser zu bewältigen – und gleichzeitig ihre Selbstwirksamkeit stärken.
Und Du?
Hast Du schon Erfahrungen mit Kindern gemacht, bei denen Demand Avoidance eine Rolle spielt? Oder merkst Du sogar ähnliche Züge bei Dir? Ich verrate Dir was aus meinen Nähkästchen: Ich persönlich habe ein großes Thema mit Demand Avoidance. Sobald man mir etwas aufträgt, ist es mir schier unmöglich die Aufgabe anzugehen, selbst wenn ich sie eigentich gerade erledigen wollte (Geschirrspüler ausräumen zum Beispiel… Sobald mein Mann mich fragt, ob ich das übernehmen könnte, kann ich das nicht mehr, selbst wenn ich gerade im Begriff war zu starten.)
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